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Battert oder das hatte ich mir ganz anders vorgestellt!

Bericht

07.11.2023

Anfang des Jahres konnte man in der Übersicht der geplanten Klettertouren des DAV Göttingens die Gemeinschaftsfahrt in den Battert finden. Battert? Noch nie gehört! Recherche ergab: Der Battert liegt bei Baden-Baden und gehört somit zum Nord-Schwarzwald. Auf den Bildern konnte man malerische Turmfelsen ausmachen, die an die Sächsische Schweiz erinnern und enorm zum Klettern einladen. Also nicht lang fackeln und anmelden. 

Im frisch gekauften Schwarzwaldführer las ich mit wachsendem Grauen über „technisch anspruchsvolle Wandkletterei, wenige Haken, selbstverantwortliches Absichern und am Ausstieg kein Umlenker, sondern oft ein Griff mit Ausblick…“. Na prima, das ist ja so gar nicht meins. Aber angemeldet ist angemeldet.

Schließlich sind wir im Juni 2023 zu fünft aufgebrochen, um den Battert zu erobern. Vorneweg Jens, der die Tour vorgeschlagen und mit Unterkunft in der Jugendherberge Baden-Badens vorgeplant hatte, und uns 4 Frauen, die wir uns alle schon mehr oder weniger lang kannten. Mit dem DAV-Bus konnten wir gemeinsam am Donnerstagfrüh anreisen und mittags sogleich an den Felsen. Es war wie das Elbsandsteingebirge in Miniatur: Ein Türmchen schöner als das andere! Aber würde es auch so gruselig abzusichern sein? Manche von uns hatten Bedenken − vielleicht auch ein wenig die Hosen voll.

Zum Eingewöhnen wanderten wir kurze 20 Minuten vom zentralen Parkplatz zum Bismarckmassiv. An unseren Gurten klapperte alles, was die Ausrüstung an mobilen Sicherungen hergab und darüber hinaus noch vom DAV entliehene „Riesenfriends“. Denn wie beschreibt es der Kletterführer so schön und treffend: „Wer keine Keile legen und keine Camelots platzieren kann, ist im Battert fehl am Platz. Daraus abzuleiten, dass das Klettern hier gefährlicher sei als anderswo, ist falsch. Ernster ist es aber schon“. Wir hatten einen Mordsrespekt vor den quasi „cleanen“ Wänden und tasteten uns mit einer 3er-Route je Seilschaft heran. Tatsächlich war der Quarzporphyr gnädig und weitestgehend sehr gut absicherbar. Mit jedem Keil, jedem Friend, den wir setzten, wuchs unser Vertrauen in den Felsen und wir klemmten, keilten und fädelten tapfer drauf zu. Für überwiegend mit Sportklettergebieten Vertraute ist selbst eine 3 im Battert mental erstmal fordernd und wir verließen am Abend den Felsen durchaus mit Stolz.

Die ausgewählte Jugendherberge am Rande Baden-Badens lag prima: Direkt neben einem schönen Freibad mit Rutsche, so dass wir nach der Wärme am Felsen sogar noch zu einem frischen, entspannenden Bad gekommen sind. Die Stimmung beim Abendessen im überrannten Lokal auf der Terrasse war super.

Auch die Folgetage waren sonnig und wir konnten die Villnößer Nadel, den Beckerturm, den Predigtstuhl, die Fermeda und die Drei Halten beklettern. Allerdings mussten wir feststellen, dass uns schon die am niedrigsten bewertete Kletterrouten ausreichend mit Adrenalin versorgen konnten und spätestens im Gratfensterweg, der beschrieben wurde als „mit Durchschlupfloch – ein tolles Erlebnis für junge Familien mit Krabbelkindern. Trotzdem Seil mitnehmen!“ wurde uns klar, dass hier besondere Maßstäbe angelegt werden, denn die Route war gar nicht so ohne −na ja, immerhin wurde das Seil ja wenigstens für die Kinder empfohlen. „Das hab‘ ich mir anders vorgestellt“, seufzte meine Kletterpartnerin und schuf somit unser seitdem wiederkehrendes Mantra.

Die Sahnestücke unserer Touren waren sicher der Hallweg (4+) auf der Hauptwand der Falkenwand am letzten Tag und der Blockgrat (4+) – beides Mehrseillängen. Dabei bietet der Blockgrat einen sensationellen Spreizschritt vom Vorturm zum Hauptfels − aufregend schön, fotogen und natürlich quasi „clean“!

Neben all der Kletterei muss man sagen: Die Badenser können auch Biergarten und man muss keine Angst haben, durstig oder hungrig zu Bett gehen zu müssen. Außerdem gibt’s einen wunderschönen Abendblick von den Felsen, der sich bewaffnet mit einer Flasche Rotwein ganz zauberhaft genießen lässt. Alles in allem war es superschön, die Gruppe so lustig und tapfer, dass man sich glatt an das Selbstlegen gewöhnen könnte. Das hatten wir uns anders vorgestellt! Wir haben noch ein paar Rechnungen offen, der sieht uns sicher wieder, der Battert!